Wenn nichts mehr Sinn ergibt
Innere Unruhe und das Gefühl, die Orientierung zu verlieren
Es gibt Phasen im Leben, in denen scheinbar nichts zusammenpasst.
Pläne funktionieren nicht mehr. Gespräche verlaufen anders als erwartet. Gefühle tauchen auf, die wir längst überwunden glaubten.
Innere Unruhe breitet sich aus und mit ihr der Wunsch, endlich wieder Kontrolle herzustellen.
Warum der Verstand nach Kontrolle sucht – und dabei an Grenzen stößt
Oft reagiert unser Verstand darauf mit Hochbetrieb. Er analysiert, bewertet, sucht nach Ursachen und Lösungen. Er versucht, das Erlebte einzuordnen, um wieder Kontrolle zu erreichen.
Das ist verständlich und zugleich begrenzt. Denn so hilfreich Denken auch ist: Es ist nicht der Ort, von dem aus unser Leben wirklich gesteuert wird.
Der Verstand erklärt, kommentiert und beurteilt, doch die tieferen Entwicklungsbewegungen unseres Lebens folgen anderen Gesetzmäßigkeiten.
Mehr als Kontrolle: Innere Prozesse verstehe
Menschen werden von komplexen inneren Prozessen beeinflusst, die über bewusste Planung hinausgehen. Emotionen, körperliche Empfindungen, Werte und Beziehungserfahrungen wirken häufig gleichzeitig, nicht linear oder widerspruchsfrei, bilden aber ein adaptives, sinnvolles Zusammenspiel, das persönliche Entwicklung und Handeln leitet.
Aus systemischer Sicht sind Irritationen keine Fehlfunktionen, sondern Hinweise darauf, dass sich ein System verändert. Widersprüche, innere Spannungen oder Umwege zeigen häufig, dass bisherige Muster nicht mehr tragen – und neue entstehen wollen.
Wenn Verwirrung ein Entwicklungssignal ist
Unser Verstand mag Klarheit, Vorhersagbarkeit und eindeutige Antworten. Er hätte das Leben gern wie eine gut strukturierte Landkarte. Doch Entwicklung verläuft selten geradlinig.
Gerade das, was sich chaotisch oder sinnlos anfühlt, kann ein Ausdruck inneren Wachstums sein: Enttäuschungen, Scheitern, Abschiede oder diffuse Sehnsucht weisen oft auf eine Bewegung hin, die sich noch nicht in Worte fassen lässt.
Akzeptanz statt Kampf – Erkenntnis statt Kontrollverlust
In der Achtsamkeit geht es darum, unangenehme Erfahrungen anzunehmen, statt sie sofort verändern zu wollen. Manches braucht zunächst Aufmerksamkeit, Raum und Verständnis, ohne dass wir es aus dem Widerstand heraus vorschnell reparieren oder kontrollieren müssen. Erst dann können wir überhaupt die Botschaft verstehen, die solche Erfahrungen in sich tragen.
Orientierung entsteht nicht nur durch Denken
Eine einfache Übung kann helfen, diesen Perspektivwechsel zu unterstützen. Für einen Moment innehalten. Den Atem wahrnehmen. Vielleicht eine Hand auf die Brust legen und spüren, was gerade da ist, ohne Bewertung, ohne Ziel.
Oft zeigt sich in solchen Momenten eine leise innere Ausrichtung. Eine Ahnung davon, was stimmig ist, auch wenn der Weg dorthin noch unklar bleibt.
Werteorientiertes Handeln trotz Unsicherheit
In der ACT nennen wir das werteorientiertes Handeln. Nicht erst dann zu leben, wenn alles geklärt ist, sondern Schritte in Richtung dessen zu gehen, was sich bedeutsam und lebendig anfühlt, trotz Unsicherheit.
Was wäre, wenn die aktuelle Verwirrung kein Zeichen von Versagen ist? Was wäre, wenn sie Ausdruck eines inneren Neuordnungsprozesses ist? Nicht alles, was sich unangenehm anfühlt, bedeutet, dass etwas schiefgelaufen ist.
Manchmal entsteht Orientierung nicht durch mehr Kontrolle, sondern durch die Bereitschaft, sich dem Moment zuzuwenden, mit Offenheit, Mitgefühl und Vertrauen in den eigenen Entwicklungsprozess.
Oder um es mit Rilke auszudrücken:
Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will.


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