Eine kleine Geschichte über Selbstoptimierung und Selbstwert
Es war ein strahlender Sommertag, als Markus und Sandra die Hauptstraße entlanggingen. Die beiden Menschen könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch verband sie eine langjährige Freundschaft.
Markus, ein Mann Mitte dreißig, war stets auf der Suche nach dem nächsten großen Erfolg. Sein maßgeschneiderter Anzug und die glänzenden Schuhe spiegelten seinen Lebensstil wider: Perfektion in jedem Detail. Er sprach leidenschaftlich über Selbstoptimierung und die neuesten Trends im Fitness- und Gesundheitsbereich. „Acht Minuten Meditation am Tag geben mir den Fokus, den ich brauche, um die Welt zu erobern,“ erklärte er und hielt dabei sein Smartphone hoch, auf dem eine Meditation-App zu sehen war.
Wenn Selbstwert an äußere Bedingungen geknüpft ist
Sandra hingegen war das Gegenteil. In bequemer Kleidung und mit einer entspannten Haltung strahlte sie eine Gelassenheit aus, die Menschen um sie herum beruhigte. Ihr Gesicht war von einem sanften Lächeln gezeichnet, das von innerer Zufriedenheit sprach.
Als Markus von seiner Meditation erzählte, nickte Sandra nachdenklich und antwortete ruhig: „Eine Stunde am Tag, und du müsstest die Welt nicht mehr erobern.“
Markus blieb stehen und schaute Sandra verwirrt an. „Was meinst du damit?“ fragte er und runzelte die Stirn.
Sandra seufzte leicht und setzte sich auf eine nahegelegene Bank. Sie klopfte auf den Platz neben sich, einladend. „Setz dich, Markus. Lass uns ein wenig darüber reden.“
Achtsamkeit als Tool zur Selbstoptimierung
Zögernd folgte Markus der Einladung. Die beiden saßen schweigend da, während die Stadt um sie herum in hektischer Betriebsamkeit verweilte. Schließlich begann Sandra zu sprechen. „Weißt du, Markus, in der buddhistischen Achtsamkeitslehre geht es darum, sich von oberflächlichen materiellen Werten zu lösen. Es geht nicht darum, Achtsamkeit als ein weiteres Werkzeug in deinem Arsenal der Selbstoptimierung zu nutzen.“
Markus schaute Sandra an, die fortfuhr: „Das, was du betreibst, nennt man heutzutage McMindfulness. Es ist die Vermarktung von Achtsamkeit wie jedes andere Produkt. Es verspricht Erfolg, Produktivität und sogar Glück, wenn du nur ein paar Minuten am Tag investierst. Aber das ist nicht der wahre Kern der Achtsamkeit. Es geht nicht darum, besser zu funktionieren oder mehr zu erreichen. Es geht darum, wirklich zu leben und nicht nur neben unserem eigentlichen Leben herzuhetzen, im Moment zu sein und die Dinge loszulassen, die uns in Ketten legen.“
Markus ließ die Worte seiner Freundin auf sich wirken. Die Hektik der Stadt, das Streben nach mehr, das ewige Rennen um die nächste Errungenschaft – all das schien plötzlich weniger bedeutend. „Aber wie soll ich das machen, Sandra? Wie soll ich mich von all dem lösen?“
Sandra lächelte weise. „Es beginnt mit der Erkenntnis, dass du bereits genug bist, so wie du bist. Du brauchst nichts zu erobern, keine Welt zu verändern. Die wahre Veränderung beginnt in dir selbst. Setze dich hin, sei still, und lass die Welt an dir vorbeiziehen. Du wirst sehen, dass Frieden und Zufriedenheit bereits in dir liegen.“
Die beiden saßen noch eine Weile zusammen, sprachen über das Leben und die Bedeutung von echtem Glück. Während die Sonne langsam unterging, erkannte Markus, dass wahre Achtsamkeit mehr war als nur ein Mittel zum Zweck. Es war ein Weg, das Leben wirklich zu leben, fernab von dem ständigen Drang nach mehr. Und in diesem Moment fand er einen kleinen Funken der Ruhe, die Sandra jeden Tag begleitete.
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