Inneres Wachstum: Warum Loslassen wichtiger ist als Anstrengung

Viele Menschen, denen ich begegne, kommen zur Meditation, weil sie innerlich leiden – sei es durch Unruhe, Rastlosigkeit oder das vage Gefühl, dass etwas im Leben nicht stimmt. Oft spüren sie intuitiv, dass sie sich nach innerem Wachstum sehnen – nach einem tieferen Kontakt zu sich selbst, nach mehr Klarheit und Frieden im Inneren.

Aus Gewohnheit versuchen wir oft, solche Zustände durch Anstrengung zu überwinden. Und so begegnen wir auch der Meditationspraxis häufig mit dem gleichen inneren Drang, etwas zu verändern oder zu verbessern – meist, ohne es überhaupt zu merken.

Doch hier begegnen wir einem Paradox: Je mehr wir uns bemühen, desto weniger scheint sich zu bewegen. Je weniger sich bewegt, desto frustrierter werden wir und manche hören an dem Punkt auf zu meditieren.

Erst wenn wir aufhören zu kämpfen …

Erst wenn wir aufhören zu kämpfen, wenn wir aufhören etwas erreichen oder weghaben zu wollen, beginnt sich etwas zu öffnen.

In all den Jahren habe ich immer wieder gesehen – auch in mir selbst – wie tief dieses Muster reicht. Selbst nach Jahrzehnten der Praxis geschieht es: Wir beginnen wieder zu streben, festzuhalten, abzulehnen. Wir wollen einen Zustand behalten oder einen anderen vermeiden. Und plötzlich sitzen wir – wie so oft – wieder in der Falle, die wir längst glaubten hinter uns gelassen zu haben.
Doch das ist kein Rückschritt. Es ist Teil des Weges.

Es erinnert mich an die Natur des Bambus: Er schläft jahrelang. Nichts rührt sich. Und dann, eines Frühlings, wächst er über Nacht um mehrere Meter. So ist auch inneres Wachstum. Still. Unspektakulär. Und dann – ganz plötzlich – spürbar, sichtbar, greifbar.

Inneres Wachstum lässt sich nicht in Zahlen messen.

Inneres Wachstum lässt sich nicht in Zahlen messen. Niemand klatscht, wenn du dich inmitten deines inneren Chaos dazu entscheidest, einfach zu atmen anstatt zu reagieren. Es gibt keine Medaille dafür, dass du dich nicht ablenkst, sondern präsent bleibst und dem begegnest, was ist. Keine Zeugnisse dafür, dass man lernt, sich selbst zu lieben. Und doch: Das ist es, was zählt.

Und manchmal fühlt es sich an, als würde alles auseinanderbrechen

In der Praxis geht es darum, tiefer in die Realität des Lebens einzutauchen und dennoch weniger an ihm zu hängen.

Wirkliches Wachstum bedeutet nicht, jemand Neues zu werden. Es bedeutet, tiefer zu sich selbst zu finden. Nicht mehr zu tun, sondern präsenter zu sein. Mehr Wahrzunehmen. Mehr zu vertrauen. Mehr loszulassen. Das Leben voller zu leben, auch wenn es wehtut.

Wachstum sieht oft so aus, als würde man loslassen.
Von der Geschichte. Von der Kontrolle. Vom Widerstand gegen das, was ist.

Und manchmal fühlt es sich an, als würde alles auseinanderbrechen – weil etwas Tieferes versucht, sich Bahn zu brechen.

Die Arbeit ist unsichtbar, bis sie es plötzlich nicht mehr ist.

Und ja, manchmal fallen wir zurück.
Aber auch das gehört dazu.

Atme.
Spüre den Boden.
Fang einfach wieder an.
Das ist Wachstum.

Du bist nicht zurückgefallen.
Du bist nicht zu spät.
Du bist nicht gescheitert
Du bist mitten im Prozess.

Gieße die Samen weiter.
Vertraue weiter auf die Wurzeln.

Die Arbeit ist unsichtbar, bis sie es plötzlich nicht mehr ist.

Inneres Wachstum
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